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Sonntag, der 24.2.2013


Heute morgen muss ich nicht auf die Heizung warten, es ist Tauwetter. Das Aufstehen fällt leicht und die Dusche ist schon warm. Vor dem Frühstück bringen wir das Gepäck ins Auto, dann geht‘s ein letztes Mal ins „Café“. Herr Herha hat schon alles gerichtet, und setzt sich mit seinem Spezialfrühstück zu uns. Wir machen gemeinsam Pläne für die Zukunft und schwören heilige Eide, dass wir nicht wieder 11 Jahre warten, bevor wir wieder kommen. Er überschüttet uns mit Info-Material aus der Grafschaft und überreicht mir zum Schluss ein braun eingebundenes Buch mit persönlicher Widmung: „Chronik der Gemeinde Eckersdorf“, Zusammenstellung: H.J.Grehl, Dr. Ferdinand Graf von Magnis. Ich bin total gerührt! Das freut mich wirklich!


Wir fahren los, Moritz übernimmt das Steuer, ich navigiere. Da wir heute nur 250 km Richtung Süd fahren müssen, haben wir alle Zeit der Welt. Es ist Sonntag, also ist unser erstes Ziel die Wallfahrtskirche von Wambierzyce (Albendorf), deren Patronatsherrschaft die Familie Magnis, also Onkel Toni, und später Onkel Nante bis nach dem Krieg inne hatte. Der Ort liegt südlich von Nowa Ruda nur knapp 20 km von Volpersdorf entfernt, also kommen wir pünktlich zur Messe. Wir steigen die steilen Treppen zum Marien-Sanktuarium hinauf, vorbei an lebensgroßen, erschreckend realistischen Motivgruppen des Kreuzweges.


Die Barockkirche selber ist als Haus im Haus errichtet. Man betritt das Gebäude und steht in einem riesigen kreuzgangförmigen Raum, der ein innenliegendes Kirchenschiff samt Apsis umfängt. An den Wänden hängen Votivtafeln, Krücken und viele andere Gegenstände, von denen jeder eine eigene Geschichte erzählt. Ab und zu öffnet sich ein Fenster Richtung Innenkirche. Die ist rappelvoll! Wir pilgern einmal durch den Kreuzgang, dann noch einmal andersrum und finden den Eingang nicht. Jetzt sehen wir durch eine Öffnung wie Priester und Ministranten, das Innenschiff betreten. Die müssen uns irgendwie überholt haben. Da eh kein Platz mehr frei ist beschliessen wir noch ein Weilchen am Fenster zu verharren, dann gehen wir.


Nächster Stopp ist Ladek Zdrój (Bad Landeck). Ein schöner Kurort mit angeranztem Charme. Am Freitag sind wir nur durchgefahren, also nehmen wir uns jetzt ein bischen Zeit um die Kurhalle anzuschauen. Es ist wie in einem alten Film. Die kurenden Herrschaften laufen unter einer prächtigen Kuppel um einen Brunnen herum. Jeder hat eine Becher in der Hand und trinkt das Wasser, dem heilende Kräfte zugeschrieben werden. Dazu spielt auf seiner Geige ein ungarischer Csárdás-König!


(Film, mit Klick auf‘s Bild kann man den Csárdás-König hören)


Ein schöner Eindruck zum Schluss, jetzt verlassen wir Polen Richtung Tschechische Republik. Unsere Strecke führt uns an Olomouc (Olmütz) und Brno (Brünn) vorbei. Es fällt auf, dass vor allem die Fernstrassen besser als bei uns ausgebaut sind. In Olmütz fahren wir durch ein echtes Zigeuner-Ghetto. Mir war gar nicht klar, das es im Herzen Europas so etwas noch gibt. Die Menschen sehen so verarmt und heruntergekommen aus, dass sie, ohne aufzufallen, auch einem indischen Slum entstammen könnten.


Links und rechts der Strassen sehen wir immer wieder mitten auf den verschneiten Feldern riesige Sprünge von Rehen. 40 Stück auf ein mal sind keine Seltenheit.


Nachmittags um vier kommen wir in Strážnice an. Wir finden uns schnell zurecht. Auf dem Platz zwischen dem Cerny Orel (goldener Adler) und dem Hotel Strážnice (früher Flaghotel) stellen wir unser Auto ab. Als erstes fällt mir auf, dass die Fenster des Cerny Orel, wo wir alle bei unserer letzten Reise gewohnt hatten, verrammelt sind, aber es scheint wohl renoviert zu werden. Das Hotel Strážnice sieht von Aussen auch nicht so Vertrauen erweckend aus, dieser Eindruck täuscht aber!


Hotel Strážnice                                                                                                                                 ehem. Hotel Cerny Orel


Nach dem Einchecken werden wir zu unseren Zimmern geführt, die einen Vergleich mit hiesigen Hotels nicht scheuen müssen. Modern eingerichtet, grosses Bad, Fernseher mit riesigem Flachbildschirm, willkommen in der Neuzeit.


Vor dem Abendessen machen wir noch eine schnelle Tour zum Schloß. Wir laufen durch den Schloßpark, und Moritz fällt auf, dass wir an vielen Fasanen und Hasen vorbei kommen. Da unsere Fahrt ja ursprünglich als Jagdexplorationsreise gedacht war, kommen wir wenigstens hier auf diese Weise noch auf unsere Kosten. Beim Schloss angekommen, bemerken wir dass die Rückseite eingerüstet ist. Im Gegensatz zu der hervorragend sanierten Vorderseite war die Rückseite bislang immer ein Sorgenkind. Große Freude empfinde ich beim Anblick der sogenannte Burkrapta, ein westlich gelegener Anbau, der durch eine lange Galerie an das Haupthaus angebunden ist. Hier wollte Toni einmal einziehen, und ich habe in seinem Auftrag Pläne davon gezeichnet. Vor 11 Jahren war dieser Teil noch in runtergekommenen Zustand, mittlerweile erstrahlt er frisch renoviert.


Schloss Strážnice                                                                                                                                                   Burkrapta


Zurück im Hotel, beim Abendessen, setzt sich ein sympathischer junger Mann zu uns und stellt sich in fast akzentfreiem Deutsch als František Kotek, Hoteldirektor vor. Er hat auf seiner Liste meinen Namen gelesen und möchte gerne wissen, ob ich etwas mit der Magnis-Familie zu tun habe. Ich schildere ihm den Zusammenhang und dass wir morgen früh einen schnellen Gang um Schloß und Kirche machen wollen, bevor wir unseren Heimweg antreten. Er hakt sofort ein und meint so ginge das nicht, zumindest müssten wir das Schloß einmal von Innen anschauen. Er werde gleich am Morgen mit dem Direktor des Instituts telefonieren, um den Besuch zu arrangieren.

Das ist wirklich nett!


 
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